Tunesien 2002
Das "verflixte 7. Jahr" ...?!
... gleich zu Anfang und irgendwie überhaupt war etwas der Wurm drin
im diesjährigen Oster-Womourlaub.
Von unserer vorab zurechtgelegten Routenplanung*
entlang der touristischen Sehenswürdigkeiten sind wir zum Teil deutlich
abgewichen. Ausschlaggebend hierfür waren u.a. Unruhen im Land, unser
Bedürfnis den besonders in den touristisch stark frequentierten Gebieten
nervenden Kids/guides zu entgehen, einfach nur Zeitmangel und Mußebedürfnis,
oder die Tipps anderer Reisende/Tunesier die uns von bestimmten Dingen
abrieten.
*... ganz
herzlichen Dank an Jochen für dessen Tunesientipps!!!
Gebucht haben wir übrigens notgedrungen über die Schweizer
Generalagentur der CTN (... mit ital. Kontingent gekoppelt), da das deutsch/französische
Buchungskontingent der CTN Genua-Tunis für Womos bereits zweieinhalb
Monate vor Abreise ausgebucht war!
Karte
Tunesien, bitte anklicken!
_________>>> (Reiseliteratur: Tunesien,
Reise Know How)
Gronau - Genua - La Goulette (Tunis) - La Marsa
Freitag - Sonntag 22.03.-24.03.2002
Luzern...
Übernachtung an einer Schweizer Raststätte. Dabei stellte sich
heraus, dass Theo unser 2x2 Oberbett in ein 1,50x2,00 Bettbezug gesteckt
hatte ):-( wofür er einen mächtigen Rüffel kassierte!
Kids haben dann unter unserem und wir jeweils unter deren 1,35 Oberbetten
gepennt...
Das Womo ist dank Theos Reinigungsaktion innen "super sauber"
- es ist nur etwas stressig, wenn's auch so bleiben "muss"...
erfahrungsgemäß aber nicht lange bleibt! Ähhmmm, bisschen
weniger Cockpitpflegemittel etc. hätten's auch getan!
Vorm Gotthard der übliche Stau, diesmal aber nur 2,5km. Die Schweizer
haben "Dosierspuren" für LKW erfunden, auf denen sie warten
müssen, bis sie jeweils vom Nord- bzw. Südende wechselnd pulkweise
durchfahren dürfen.
Das
neue Flagschiff der CTN, die erst drei Jahre alte Carthage, trudelt mit
sagenhaften 4 Std. Verspätung in Genua ein. Obwohl alle Fahrzeuge
brav in Reihen stehen, entbrennt das absolute Chaos, als es dann zur Verladung
kommt. Einweiser... Fehlanzeige! Jeder will daher zuerst und alle gleichzeitig!
Das musste ja dauern.
Gegen 24.00 Uhr dampft die Carthage dann endlich ab... wir haben inzwischen
unser Luxusquartier mit Außenbullauge (... Innenkabinen waren ausgebucht)
bezogen. Ganz pfiffig das Nummerncodeschloss der Zimmertür... Zugangscode
wird mit Ticket ausgedruckt. Merkwürdig allerdings, dass anderntags,
nachdem jemand an die Tür klopfte, unsere Kids aber nicht antworteten,
plötzlich ein Crewmitglied die Tür öffnete, murmelte "Ça
va, Ça va" und verschwand?! Dasselbe passierte uns auf der
Habib auf der Rückfahrt???
Nervig anderntags das 3-fache Schlange stehen für Zoll- und zweifache
Fahrzeug-Einfuhrformalitäten... Stundenlange Beschäftigungstherapie...
dabei interessante Einblicke in die Taktiken tumber, cooler, dreister...
Warteschlangenschummler!
Tipp: ... aufteilen und parallel bei Pass- und Autoschlange anstellen.
Sobald der Pass abgestempelt ist, eine Treppe tiefer die Paparossen an
den ganz vorne stehenden Partner abgeben. Noch besser ganz cool Kaffee
trinken, Buch lesen... und erst Stunden später, wenn alle fertig
sind, aufkreuzen... bin nämlich mit Gudis Pass nochmal um 17.00 Uhr
zum Stempeln, den hatte der Zoll beim ersten Mal doch glatt vergessen
abzustempeln... null Wartezeit!
Ankunft
in La Goulette erst um 21.15 statt 17.00 Uhr. Die Suche nach einem Stellplatz
erweist sich im Dunkeln (... dunkel wird's ca. um 18.30 Uhr) als etwas
problematisch und zieht sich.
Auf dem tagsüber kostenpflichtigen Parkplatz in Sidi Bou Said wollen
wir nicht bleiben, und einen der Stichwege ins stockdustere Kiefernwäldchen
am Strand zwischen La Marsa und Gammath zu nehmen, ist uns zu unsicher.
Der österreichischen geführten Womo-Truppe vom Camping-Carvaning-Club
zu folgen, die irgendwo in La Gammath auf einem Hotelparkplatz steht,
entfällt... die brauchten ewig an der Zollabfertigung.
Kurzerhand fragen wir beim Parkplatzwächter des ***** " Palace"
Hotel in La Marsa nach. Nach dessen kurzer Rückfrage... "Pas
de problème!"
La Marsa - Sidi Bou Said - Dougga - Sbeitla
Montag 25.03.2002
In
den engen, zugeparkten steilen Gassen von Sidi Bou Said verfranse ich
mich und wende "sicherheitshalber" unser Trummle, um mich nicht
festzufahren.
Dummerweise scheinen wir uns auf der tunesischen Variante einer Einbahnstraße
(... unausgeschildert!) zu befinden und ein Taxi rauscht uns vorn ins
Womo ):-(
Während ich aus dem Schritttempo heraus sofort zum Stillstand komme,
guckt der Taxifahrer zunächst mächtig verdutzt, bremst dann
aber irgendwann... allerdings scheinen mir die Verzögerungswerte
seines Gefährtes auch schon mal bessere Zeiten gesehen zu haben!
Die Polizei will unseren Unfall nicht aufnehmen... "regeln Sie das
unter sich!" Erstmals (!) habe ich den Kaskoschutz durch ne zusätzliche
Gebühr auf das außereuropäische Ausland erweitert (...
Steinewerfer!). Wegen der Selbstbeteiligung werden wir aber wohl auf unserem
Schaden sitzen bleiben!!
Dougga war sehenswert, auch wenn wir uns nicht unbedingt zu den "tote
Steine- Liebhabern" zählen und in unseren Urlauben schon einiges
an alten römischen Hinterlassenschaften gesehen haben!
Theater, Kapitol und die geniale Aussicht auf die Landschaft hat uns
allen aber sehr gefallen.
Um unsere Anreise in den Süden binnen zwei Tagen zu schaffen - Markttag
in Douz ist am Donnerstag! - fuhren wir dann noch weiter bis Sbeitla,
wo wir in der Dämmerung ankamen und vor dem Hotel Sufetulo übernachteten
(10 Dinar, incl. Möglichkeit zur Ent- und Versorgung).
Sbeitla - (Sedlja Schlucht) - Tozeur
Dienstag 26.03.2002
Die Ruinenfelder, die vom Hotel überschaubar sind, haben wir uns
nur im Vorbeifahren angesehen. Die Landschaft wird karger und die Strecke
nach Gafsa zieht sich, da es zwischendurch jede Menge "road in progress"
Baustellen gibt. Erstmals tauchen zwischendurch Kinder am Straßenrand
auf, die Honig verkaufen wollen. Im Abstand von wenigen hundert Metern
stehen sie manchmal auf einige Kilometer verteilt. Manche halten nur freundlich
die Honiggläser in die Luft, viele stellen sich provokativ mitten
auf die Straße und springen erst im letzten Moment zur Seite. Auf
den ausgefransten Teilstrecken, die der Straßenerneuerung noch harren,
jagen uns Sammel-Taxis und Linienbusse mit Tempo 110km/h vor sich her.
Zum
dominierenden landschaftlichen Eindruck werden die am Straßenrand
wachsenden Kakteen, in denen sich die durch die Landschaft wehenden Plastiktüten
fangen. Gegen Mittag kommen wir in Metlaoui an, wo der Salonzug "Lezard
Rouge", bereits von seiner morgendlichen Touritour zurückgekehrt,
steht. Ne Fahrt damit durch die Seldja-Schlucht ist superteuer!
Nach
kurzem Fotostop düsen wir weiter Richtung Parkplatz Seldja-Schlucht
und werden, kaum ausgestiegen, natürlich sogleich von 2 Erwachsen
angesprochen. Nachdem wir die "guide" und "offizieller
Parkplatz(... sprich Gebühr)" Masche abgeschmettert haben, versuchen
sie es mit der Tour "Die Kinder haben Ferien und machen viel Unsinn,
sollen wir ihr Auto nicht besser doch bewachen?".
Theo angenervt: "Nö, wenn was passiert rufen wir die Polizei!"
Barbara versöhnlicher, quatscht mit den beiden.
Gudi hat mal wieder ihre Birkis im letzten Ort unterm Womo liegen lassen
:-( ... demnächst gibts für sie nur noch Deichmann!
Unbehütet
wandern wir dann zum Säbelhieb der Seldja-Schlucht. Wir klettern
hinauf zur Bahnlinie, da man unten am Flüsschen nur weiterkommt,
wenn man durchs Schlammwasser watet.
Oben trauen wir uns dann aber nicht, durch den kurzen Tunnel zu laufen,
um auf die andere Seite der Schlucht zu kommen und fragen einige Jungen
ob's gefährlich ist.
"Pas des problème, madame"... wir sollen ihnen folgen!
Gudi ziert sich zunächst und macht einen Aufstand.
Entgegen der Beschreibung des Reiseführes gibt es gleich anfangs,
mittendrin und am Ende des Tunnels kleine Felsnischen, in die man sich,
wenn der Zug anrollt, notfalls verdrücken kann.
Kaum auf der anderen Seite rausgekommen, rattert auch schon ein Minenzug
heran! Gudi reagiert stinkesauer, da wir ihr erzählt haben, die Kids
wüssten schon, wann die Züge fahren.
Auf dem Rückweg fragt Barbara die tunesischen Kids, wie wir ihnen
für ihre Hilfe danken können... sie antworten "de rien
- avec plaisir!"... sie hätten uns gern geholfen! So schenken
wir ihnen unseren einzigen Aldi-"Sandkuchen", unter leisem Protest
unserer Kinder.
Übernachtet
auf dem idyllisch in einem Palmenhain gelegenen, aber teuren (20 Dinar)
Campingplatz Beaux Rêves in Tozeur, nachdem wir uns zuvor den leeren
Campingplatz Club Bedoiune in Degache angesehen hatten.
In Tozeur finden wir schnell Kontakt zu den unterschiedlichsten Nachbarn,
die von ihren ersten Reise-Erfahrungen berichten.
Ein österreichischer Motorradfahrer ist gleich in den ersten beiden
Tagen zweimal vom "Bock" geholt worden. Nach intensiven Schweiß-
und Metallklebearbeiten tags zuvor und der frühmorgendlichen Mithilfe
unserer Reiseapotheke soll's aber nach 'nem Ruhetag weitergehen.
Ein anderer Össi ist mit seinem Oktavia unterwegs und hat erste schlechte
Erfahrungen mit dem Übernachten in der Pampa hinter sich!
Nachts klopften zwei Tunesier zunächst nur ans Auto, weil sie irgend
etwas wollen. Später kommen sie klammheimlich nochmal zurück
und stehlen ihm seine Turnschuhe, die er vorm Auto hat stehen lassen.
Tozeur - Chott el Djerid - Fatnassa ("versteinerte" Dünen)
- Douz
Mittwoch 27.03.2002
Da wir auf keinen Fall Morgen den Markttag in Douz versäumen wollen
und uns Berichte von Steine werfenden Kids auf der Strecke abschrecken,
streichen wir unsere eigentlich geplante Bergoasen Rundtour über
Tamerza, Mides, Redeyef und Moulares. Später erfahren wir von einem
anderen Womofahrer, wie unwohl er sich bei der freien Übernachtung
in Mides gefühlt hat. Ihm war die örtliche "Dorfmafia"
so suspekt, dass er frühmorgens, noch vorm Sonnenaufgang, davonfuhr?!
Auf
unserem Fußmarsch in die Stadt kommen wir an der Aeroasis-Ballonfahrt
Agentur vorbei. Angesichts der Preise (...je EW/100, Kd/70 für 45-60Min.
) nehmen wir von der in Betracht gezogenen Heißluftballonfahrt überm
Chott aber Abstand.
Wir bummeln gemütlich durch Touzeurs alte beeindruckende Medina
und werfen einen Blick in den überdachten municipal-market...
Vorbei an den Hotelanlagen fahren wir nachmittags Richtung Nefta, mit
Blick auf die öde Chottlandschaft. Den im Reiseführer beschriebenen
Sandrosenmarkt finden wir leider nicht.
Schließlich
machen wir uns auf den Weg zur Durchquerung des Chott el Djerid.
Zu unserem Erstaunen entspricht der Chott nicht überwiegend unserer
Vorstellung von Salzwüste, mit entsprechend weiß in der Sonne
glitzernder Oberfläche.
Über weite Strecken zeigt er ein bräunlich "verschlammkrustetes",
zu Beginn "sandig-grasbüscheliges" Aussehen.
Nachdem wir Buswrack, Salzgewinnungsanlage und etliche Straßen-Cafes
mit Touridevotionalien (... blau und rot eingefärbte Sandrosen) passiert
haben, biegen wir hinter Km-Stein 26 rechts in einen Feldweg hinein.
Parallel
zu einer Wasserleitung und an den ersten palmenbestandenen Sandhügeln
vorbei, führt uns der später asphaltierte Weg in der Abenddämmerung
zu den Sandversteinerungen von Fatnassa, wo wir einen kurzen Fotostop
einlegen.
Bei Sonnenuntergang treffen wir in Douz ein.
Mitten durchs Gedränge der Marktbeschicker, die bereits ihre Stände
aufbauen, tuckeln wir mit unserem Trummle zum Campingplatz.
Auf
dem Camping "Desert Inn" ist es mittlerweile proppenvoll, denn
morgen ist ja Markttag!
Idyllischer war zwar der Platz in Tozeur, dafür gibts hier mehr zu
sehen!
SIWA-Tours, (un)organisierte Motorrad-Gruppen, ne Art Overlander-Reiseagentur,
viele 4x4 und einige wenige Individualwomos füllen den Platz.
Nach kurzem Plausch mit dem netten Rezeptionstypen redet Barbara Marie
zum Kleinkind, une grande petite :-) Übernachtung 16 Dinar
Douz
Donnerstag 28.03.2002
Die
Tunesier auf dem Viehmarkt sind Touris offensichtlich gewohnt, sie haben
keinerlei Probleme, sich von ihnen ablichten zu lassen.
Für die Kids ist der Umgang mit den Viechern eher abturnend, weil
zu rabiat! Hier würde niemand seinen Wecker stellen, um - wie jemand
auf der Fähre - seinen Vierbeiner alle zwei Stunden zu versorgen
oder Gassi zu führen.
Nach dem Marktbesuch werfen wir noch einen kurzen Blick ins Internetcafé
des Ortes, um Emails zu checken und unsere Digifotos auf Disketten zu
speichern.
Spätnachmittags kommt ein Sandsturm auf. Wir entschließen uns
dennoch, den direkt vorm Campingplatz liegenden Weg, der durch Felder
und Palmgärten zu den Sanddünen von Douz führt, zu nehmen.
'Ne gute dreiviertel Stunde sind wir zu Fuß unterwegs.
Dort angekommen, enttarnen wir in den ersten flachen sandigen Ausläufern
der Sicheldünen auch einen Mercedes "G" vom Campingplatz
bei Sandspielen in den "Übungshügeln" vor den Toren
von Douz.
Alle 5 Minuten buddelt er sich ein und die Crew startet - mit Schaufeln
bewaffnet - freudig die Bergungsaktion.
Leider ist es in den Sanddünen viel zu müllig, als das die ersehnte
idyllische Atmosphäre entstehen könnte!
Etwas weiter Richtung Hotelkomplex, direkt vor den Palmen umstandenen
Dünen, startet die alltägliche Touri-Dromedar Karawane zum Ritt
in die Wüste.
Bei zunehmendem, starkem Sandsturm kein wahres Vergnügen!
Theo muss natürlich seine neue Digi auch bei Sandsturm testen und
die Dünen ablichten.
Anders als unsere "Hart im nehmen"-uralt-Canon gibt die Digi
ihren Geist gleich bei diesem ersten Versuch auf und hinterlässt
einen leicht verzweifelten Theo.
Abschließend kehren wir noch auf einen starken, zuckersüßen
Chai ins Cafe ein, von dem aus auch die Ultra-Light Flüge, Desert-Carts
etc. starten.
Douz - Matmata
Freitag 29.03.2002
Irgendwie
geht uns der fortwährend blasende Sandsturm mittlerweile mächtig
auf den Zwirn.
Unser (Theos) Vorhaben, von Douz aus evtl. die Pipelinepiste Richtung
nach Ksar Ghilane zu fahren, wird von einem Synchro-Stellplatznachbarn
und dem freundlichen Rezeptionisten als nicht ratsam bewertet.
Erster bietet uns sogar freundlicherweise an, es doch gemeinsam mit ihm
im Konvoi zu versuchen. Wenn überhaupt, so letzter, dann könnte
man mit unserem Trummle nur über Guermessa, bzw. Chenini dorthin
kommen.
So entscheiden wir uns gen Matmata zu fahren, Nebelwände aus Sand
mit Sichtweiten unter 50 Metern machen die Fahrt anstrengend.
Die dortige Stellplatzsuche gestaltet sich wieder mühsam. Wir bleiben
nicht auf dem eigentlich angedachten Stellplatz vorm Relais Touristique
les Troglodytes, da uns dessen recht trister Schotterplatz nicht besonders
gefällt. Dieses wohl vorwiegend auf angemeldete Reisegruppen eingestellte
Hotel-Restaurant 3km vor Matmata soll aber gerne von Bussen und Womotourveranstaltern
frequentiert werden.
Letztendlich
landen wir auf dem Parkplatz des *** Ksar Amazigh Hotels, wo wir beschließen
zu dinieren... da wir dann auch auf dem Stellplatz übernachten dürfen
;-)
Wir sind die einzigen Gäste, so dass sich das gesamte Küchen-
und Servicepersonal nur um uns kümmert. Obwohl die Neonatmosphäre
des Speisesaales etwas unterkühlt wirkt, wird es ein gelungener Restaurantbesuch!
... leckeres 3 Gänge-Menü mit Vorspeise, Salat, Hauptgericht,
Nachspeise und 'ner Flasche Wein.
Anschließend verbringen wir eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz.
Gegen Morgen regnet es und als wir aufstehen hat sich die Luft vom Sandsturm
etwas geklärt, aber nun ist es ziemlich bewölkt.
Matmata - Metlaui - Metameur
Samstag 30.03.2002
Wir
starten unsere Matmata Besichtigungstour unweit des Relais Touristique
les Troglodytes direkt an der Hauptstraße gleich auf der anderen
Straßenseite... mit "Fatimas home".
Man erkennt "Fatimas Heim" - eine Höhlenwohnung - an den
zwischendurch vorm Haus parkenden Allradgruppen oder Bustouristen.
Das Gefühl, eine fremde Wohnung zu besichtigen, ist arg gewöhnungsbedürftig,
auch wenn diese sicherlich zu den touritechnisch meistbesuchten Showbehausungen
gehört, da im Führer aufgeführt. Richtig wohl fühlen
wir uns nicht!
Fatima "bewohnt" tagsüber mit zwei anderen Frauen die 4-Zimmer-Höhle,
deren Inventar touritechnisch aufgemotzt ist ... Rommel-Benzinfass von
1944 im Hof! Unbeabsichtigt platzen wir natürlich just in dem Moment
in eine der türlosen Höhlenräume, als eine der Mitbewohnerinnen
gerade ihre Strümpfe zurechtrückt... womit sie, im Gegensatz
zu uns, allerdings kein Problem hat.
In
Matmata sehen wir uns die beiden Höhlenhotels Marhala und Sidi Driss
an, wobei uns das erste ursprünglicher erscheint und wesentlich besser
gefällt, als das StarWars verschandelte.
Über den Rand der Krateröffnungen kann man einen Blick in die
schachtartigen Innenhöfe der Höhlenwohnungen werfen.
Offensichtlich sind noch Schulferien und die Matmata Kids fallen uns wegen
der Touri-anmache mächtig auf den Wecker!
Die "bescheidene" Frage von Kids nach stylo und Bonbon dürfte
hier schon eher als unprofessionell gelten.
Hier gehts gleich zur Sache... die Kids fragen nach Zigaretten, Bier oder
Wein und bieten Hausbesichtigungen, Dromedarritte, oder 'ne Kombination
von beidem an.
Wir wollen aber unsere Ruhe, fahren weiter und genießen an einem
grandiosen Ausblickspunkt auf der Straße nach Toujane unsere mehrstündige
Mittagspause mit grandiosem Blick in die Ebene. In Toujane ist die Ortsdurchfahrt
sehr eng, und es gibt viele anhängliche Kids... eins hängt sich
an den Außenspiegel auf der Beifahrerseite... die Erwachsenen davon
unberührt, grüßen nur freundlich.
In
Metameur fahren wir das Ksar Metameur, einen restaurierten Ghorfakomplex
an. Davor gibt's im altem Gemäuer ein Café und jede Menge
Touristände, deren Besitzer uns nätürlich sofort mit Beschlag
belegen wollen. Für zwei Dosen Bier soll Marie sich was aussuchen
dürfen... nervt auf Dauer.
Der Betreiber der Ghorfa-Anlage versucht, uns seinen Ghorfa-Innenplatz
als Übernachtungsplatz schmackhaft zu machen (12 Dinar)... SIWA-Tours
würde anderntags mit einer geführten Womogruppe auch hier eintrudeln.
Ganz unverblümt wirbt er damit, dass wir hier unsere Ruhe vor den
ladenbesitzenden Quälgeistern hätten. Zudem, so gibt er uns
unterschwellig zu verstehen, gäb's hier keine der zuweilen schon
mal Steine werfenden Kids, die evtl. schwer aufzutreibende Womo-Ersatzteile
beschädigen könnten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Nachdem die Touristände geschlossen haben, entwickelt sich das Cafe,
vor dem wir unser Nachtquartier bezogen haben, zum Disco-Treffpunkt der
Dorfjugend, die uns bis tief in die Nacht mit Musik beschallt ):-(
Metameur - Medenine - Ksar Hadada - Chenini - Tataouine
Sonntag 31.03.2002
Noch
vorm Frühstück verlassen wir diesen gastlichen Ort, kaufen frisches
Brot in Medenine, wo wir uns an einer Tanke ver-und entsorgen. Vorm **Sangho-Hotel
(Internet-Café) in Medenine zelebrieren wir unser Osterfrühstück.
Es ist Markttag und bei geöffneter Schiebetür sehen wir dem
Treiben zu. Offensichtlich lädt unsere "Offentürigkeit"
ein, uns um stylo und Dinar anzugehen. Ein Junge, dem ich seine Bitte
abschlage, schnappt sich einen meiner offen in der Trittstufe liegenden
Birkis und deutet an, damit zu verduften... kann ihn aber verbalakrobatisch
recht laut werdend davon abhalten.
Weiter geht's auf unserer Ksar-Tour... zunächst zum Ksar Hadada,
wo wir zwischendurch auch unsere gebrochene Roadmaster-Zusatzfeder demontieren
müssen. Den für die Demontage fehlenden 10er Inbus besorgt uns
netterweise ein freundlicher Tunesier.
Nachmittags
"ungestörte" Rast unmittelbar unterm idyllisch liegenden
alten Bergdorf Guermessa... zwar 6km Pistenanfahrt (Abzweig Ksar Ghilane),
aber locker machbar. Die Anfahrt ist landschaftlich recht schön...
zunächst rechts Blick auf die Tafelberge, nach dem Abzweig links
durch wilde Felslandschaft, vom Berghöcker toller Ausblick in die
Ebene... schade, dass es noch immer mächtig bedeckt ist.
Für die Weiterfahrt nach Chenini nehmen wir versehentlich direkt
den Pistenabzweig hinter Guermessa, statt den Asphaltumweg über Tataouine...
12km übelstes Wellblech. Es ist bereits recht spät, als wir
dort eintrudeln, und die prompt vom gleich heran eilenden Führer
angebotene Ortsbesichtigung müssen wir leider ablehnen... Stellplatzsuche
steht an.
Zunächst landen wir beim Hotel Makroub in Tataouine, wo man uns
aber recht arrogant zu verstehen gibt... Campingmöglichkeit mit bzw.
ohne Duschbenutzung 10 bzw. 5 Dinar pro Nase.
Richtung Ghomrasen finden wir dann, es dunkelt bereits, am Hotel Dokyanos
für 15 Dinar ein all inclusive Angebot... wir dürfen kostenlos
die Dusche eins der Hotelzimmer benutzen. Man freut sich über unsere
mitgebrachten Handtücher, da die vom Hotelzimmer dann nicht gewechselt
werden müssen.
Marie zaubert einen tollen Salat und wir beenden den Tag bei Doppelkopf
und einem Gläschen Rotwein... die Schonzeit der Schoko-Osterhasen
wird von den Kids und Theo beendet.
Tataouine - Ksar Tour (Ksar el Aoidid-Ksar Ouled Soltane) - Djerba
Montag 01.04.2002
Wir machen einen kurzen Abstecher zum Markt von Tataouine, wo wir mitten
in der Stadt Geld tauschen und Zeugen einer großen Demonstration
von Hunderten aufgebrachter jugendlicher Schüler werden.
Eine Piste zweigt rechts vom Asphalt ab zum Ksar el Aoidid, dessen Tor
aber verschlossen ist.
Während wir noch durch ein Guckloch des Eingangstores auf die restaurierte
Ghorfa spähen, kommt schnaufend ein alter Mann den Berg hoch. Er
öffnet uns und verjagt einige ganz unschuldige Kinder. Laut unseres
Toröffners ist Vandalismus der Grund, das Ksar unter Verschluß
zu halten.
Der alte Mann ist sehr nett, kennt sich gut aus und beantwortet uns
unsere vielen Fragen. Das nur wenig weiter liegende Ksar El Khadim gefällt
uns weniger. Eine gute Vorstellung, wie Ghorfaanlagen vor der Restaurierung
ausgesehen haben mögen, vermittelt das stark zerfallene Ksar Daghagra.
Zu
einer der prächtigsten Ghorfaanlagen unserer Ksar-Besichtigungstour
gehört das Ksar Ouled Soltane.
Im zweiten Innenhof kommen wir mit dem freundlichen Wächter ins Gespräch
und trinken Tee und Cola in seinem "Ein-Tisch Café".
Auf unsere Frage, wie man eigentlich in die obenliegenden Speicherräume
kommt, klettert er zwecks Vorführung auf waghalsig-artistische Art
einfach an der Fassade hinauf.
Mittels Seil, einfacher Umlenkrolle und eingehängten Körben
wurden die Lebensmittelvorräte dann dort hinaufbefördert.
Abschließend verrät er uns noch, wie man aufs Dach der Speicherburg
gelangt, um von dort aus die Aussicht zu bewundern... was Marie und Theo
natürlich gleich ausprobieren.
Auf dem Weg zurück nach Tataouine, von wo wir noch nach Djerba weiter
wollen, werfen wir einen kurzen Blick aufs Ksar Zahra. Einige Männer
liegen schlafend vorm ersten Innenhof im Staub des Dorfparkplatzes.
Am
Eingang zum zweiten Innenhof sind einige alte Männer ganz vertieft
in ein Spiel, das sie mit Kieseln und Reifengummistückchen auf dem
Bordstein spielen.
In El Jorf fährt die Fähre nach Djerba gerade vor unserer
Nase ab, sodass wir eine knappe halbe Stunde auf die nächste warten
müssen.
Vom Kassierer am Mauthäuschen werden wir barbiert... er verlangt
drei, statt des üblichen einen Dinars für die Überfahrt.
Es dämmert bereits, als wir auf Djerba ankommen. Schnell wird es
stockduster, aber uns kommen 'zig Fahrräder, Mopeds, sowie PKW ohne
Licht, oder nur mit Standlicht entgegen... von den vielen Fußgängern
auf unserer Straßenseite ganz zu schweigen.
Es dauert eine Weile bis wir zum Campingplatz Aghir, ganz am Anfang
der "zone touristique", direkt neben der Hafeneinfahrt unterm
Funkturm, finden.
Djerba
Dienstag 02.04.2002
Sonniger
Schlampampitag auf dem Camping Aghir (10 Dinar), Djerba. Der Platz ist
vergleichsweise gut von Womos frequentiert... wir kommen mit unseren direkten
Stellplatznachbarn ins Gespräch, die allabendlich bei 12-14°C
am Lagerfeuer sitzen, während wir unserem neuen Gemeinschaftsspiel
frönen - Doppelkopf.
Irgendwann brechen wir mit Gudi und Marie zum Strandspaziergang auf. Die
Kids suchen Schildpatt am Strand und wagen sich auf einen schwankend schwimmenden
Plastik-Ponton, dessen Badeplattform mit den Wellen heftigst auf und niederschwappt.
Durch den Sturm der letzten Tage ist der vor einer Woche noch supersaubere
Strand mit Seetang zugemüllt worden. Jetzt bemühen sich 'zig
Tunesier, entweder per Hand oder mit Traktoren und anderem schweren Gerät,
den Strand wieder von den Bergen angeschwemmten Seetangs zu befreien.
Auf den Liegen vor den sich am Strand aneinanderreihenden ****Hotels finden
sich nur sehr wenige sonnenhungrige Pauschaltouristen.
Von unseren Nachbarn haben wir einen Restauranttipp erhalten, den wir
auch sogleich ausprobieren... Restaurant 7 novembre, auf der parallel
zur "route touristique" Richtung Homs liegenden Straße.
Wir bestellen Lammkottelets und Kalamari, bric à l'oeuf und Salat...
lecker!
Djerba - Mahdia
Mittwoch 03.04.2002
Für
die Fähre zahlen wir diesmal nur einen Dinar. Die Fahrt über
Gabes, Sfax nach Mahdia gestaltet sich nervig. Hinter den vielen Lkws
staut sich alles...
Vor Mareth hält die Polizei uns an und empfiehlt, wegen jugendlicher
Unruhen / Demos im Ort (... Eskalation in Israel), zunächst mal nicht
weiterzufahren und abzuwarten. Zwanzig Minuten später hat die tunesische
Polizei einen Taxifahrer überredet, uns durch die Stadt zu lotsen,
notfalls über Schleichwege an den Demonstranten vorbei.
Später auf der Fähre berichten uns andere Reisende, dass auch
sie von Motorradpolizisten um Kairouan... eskortiert wurden. Dabei ging's
offensichtlich für einige nicht ohne Blech- und Glasblessuren ab,
wie ein von Steinewürfen demoliertes Womo und die Rede von einem
scheibenlosen 4x4 bezeugten.
Verblüfft nehmen wir die entlang der Strecke nach Sfax am Straßenrand
feilgebotenen, zu Pyramiden aufgetürmten gefüllten 20Liter-Spritkanister
wahr. Erfahrene Libyenfahrer tanken hier nur noch so voll, dass sie grad
über die Grenze kommen, um dort den libyschen Billigsprit zu bunkern.
Die Strecke nach Mahdia zieht sich... genau wie die Stellplatzsuche. Campingplatz
geschlossen, Parkplätze unterhalb des Leuchtturms direkt am Meer
entpuppen sich vermutlich als allabendlicher Jugendtreff... so landen
wir spätabends in der Hotelzone.
Zuvor jedoch parken wir noch direkt am Kreisverkehr vorm Tunnel zur Altstadt,
um diese zu besichtigen. Als wir vor einem Laden stehenbleiben, in dem
zwei Tunesier noch an Webstühlen arbeiten, um hineinzulugen, bittet
man uns freundlich einzutreten. Einer der beiden erklärt uns, woran
er gerade arbeitet, wie lange es bis zur Fertigstellung dauert und wie
teuer der Hochzeitsstoff werden wird - und das alles völlig ohne
Hintergedanken!
Mahdia -Nabeul
Donnerstag 04.04.2002
Anderntags frühmorgens nochmal in die Altstadt bummeln... ein paar
Fassaden, Fenster und Türen fotografieren... unentschlossen stehe
ich einige Zeit vor einem Barbierladen... ein Haar-und Bartschnitt täte
Not... kneife dann aber ;-)
Zwischendurch vor den Touriläden... "Guten Morgen! Gut geschlafen?!
Kommen schauen meinen Laden... kost nix... bis zur Kasse!"
Wir kaufen dann unsere goldrandigen Urlaubsmitbringsel-Teegläser
außerhalb der Altstadt in einem normalen Haushaltswarenladen, wo
einem diese Tour erspart bleibt.
Auf der Strecke nach Nabeul halten wir kurz hinter Entida an einem der
zahlreichen Grill-Imbisse am Straßenrand, von deren Grills um die
Mittagszeit Rauchwolken aufsteigen. Diese Imbisse sind sehr beliebt, auch
bei den tunesischen LKW-Fahrern, die hier ihre Mittagsmahlzeit einnehmen.
Uns versucht man allerdings zu betuppen, indem man beim Auswiegen der
Lammstücke den zuvor ausgemachten Kilopreis flugs um 2 Dinar aufrundet...
Campingplatz
Nabeul (9 Dinar), der von Fähr-Neuankömmlingen oft noch für
die erste Übernachtung in Tunesien angefahren wird. Hier lernen wir
Su, Robby und die achtjährige Mira kennen. Sie sind in einem sehr
minimalistisch umgebauten roten Toyota mit kurzem Radstand unterwegs.
Uns wird bewusst, wie schnell wir uns an den Cookschen Luxus gegenüber
unserem spartanischerem Busle-Komfort gewöhnt haben.
Im Gegensatz zu den Zip-Hosenträgern mit Camel-Outfit, die mit Edelstahlbenzinkaninstern
auf dem Dach und Laptop incl. Tastaturstaubsauger allradeln, sind die
drei uns gleich sympathisch... netter Wein- und Bierabend!
Nebenan ein Bonner Pärchen, das trotz der doch recht kurzen Osterferien
noch weiter bis nach Libyen gefahren war, was aufgrund des neuerdings
dort eingeführten Einladungszwanges den Urlaubsetat arg belastet.
Nabeul - La Goulette
Freitag 05.07.2002
Auf der Fahrt zur Fähre verlieren wir den roten Toyota von Su und
Robby... später, als wir uns an der Einfädelampel vorm Gotthard
zufällig wiedertreffen, stellt sich heraus: sie haben kurzfristig
auf die etwa 1 Stunde früher nach Nizza auslaufende Carthage umgebucht,
wo sie noch eine Kabine ergattert haben... und außerdem sicherlich
'ne ruhigere Überfahrt hatten.
Es regnet in Strömen, als wir am Hafen von La Goulette ankommen.
Sofort kommen zwei "Schlepper" auf uns zu, die uns mit ihrem
zur Eile drängenden Gehabe in einen Parkplatz winken, uns auszufüllende
Formulare übergeben und die Prozedur der Zollformalitäten erläutern
... wären wir ja selber nie drauf gekommen ;-)! Später wollen
sie dann für ihre "Dienste" einen Obolus abstauben... nein
danke, hatten wir schon, es reicht!
Die Überfahrt ist die ersten 6-7 Stunden recht schaukelig, wir schmeißen
ein paar Tabletten ein und bleiben davon verschont, die ausliegenden Tüten
benutzen zu müssen. Erst als wir hinter Sizilien in ruhigere Gewässer
kommen schlafen wir ein.
Genua - Gronau
Samstag - Sonntag 07.04.-08.04.2002
Drei Stunden im Stau vorm Gotthard... trotz ampelgesteuerter Zufahrt
in den Gotthard gab's auch im Tunnel einen Stau. Mulmiges Gefühl!
Wir schlossen uns der Fahrweise des Solothuners Schweizers vor uns an...
der ließ den vorausgehenden Verkehr immer bis zum nächsten
Fluchttunnel (nur auf der beleuchteten Seite) vorausfahren, während
er direkt neben einem Fluchttunnel hielt. Aufgerückt wurde, sobald
das Stauende den Eingang zum nächsten Fluchttunnel erreicht hatte.
Die Durchflussrate war entsprechend...
Nach 15 Stunden erreichen wir gegen 7.00 Uhr nach 1100 km unser Zuhause.
© 27.04.2002 Theo und Barbara Engbrink
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