GRIECHENLAND 1993

Donnerstag - Samstag (13.05-15.05.93)

Portrait Barbara - 8103 Byte Ziemlich gestresst am Donnerstag ca. 19.00 Uhr losgefahren. Kurzer Stop vorm Dunkelwerden, als Theo merkte, dass das rechte Rücklicht nicht funktionierte. Mit der rauhen Scotch-brit Seite Kontakte gesäubert - dann ging's weiter (leider hatten wir die Blinkerkontakte nicht gleich mitbehandelt). Kurz vor Frankfurt kleiner Schock. Rotes Licht leuchtet; rechts ran und kontrollieren, ob das Gebläse läuft.

O.K.! Also langsam weiter bis Gräfenhausen. Kleine Reparatur im Schein der Taschenlampe. Eine Leitung zum Regler war angelötet, statt geklemmt und durch die Motorvibrationen gebrochen. Die meiste Arbeit machte das Auf- und Abrödeln der Fahrräder. Übernachtet dann auf der Raststätte in Basel. Frühstück, tanken und durch die Schweiz...Italien. Bei Mailand sahen wir ein süßes Dreirad mit Gewächsen auf dem Hänger und mussten lachen. Gudrun: "Was ist? Wir: " Da ist ein Dreirad auf der Straße" Gudrun: "Ein Dreirad auf der Straße?! Will das etwa überfahren werden oder was?". Ankunft in Ancona gegen 24.00 Uhr. Von Samstag auf Sonntag dann Überfahrt mit der Fähre Erotokritos (Minoan Lines) nach Patras.

Sonntag -Montag (15.05-16.05.93)

Auf der Fähre - 9228 ByteNach Ankunft in Patras haben wir uns dann an den Schulz-Womoführer gehalten und beschlossen, nach Diakofto zu fahren, von wo wir mit der Zahnradbahn ins Gebirge fahren wollten. Am Hafen-Strand von Diakofto fanden wir, nachdem wir erst die im Womoführer beschriebenen Plätze abgeklappert hatten, einen schönen Platz unter Tamarisken direkt neben einer Kapelle mit überdachtem Vorplatz. Mit den Rädern fuhren wir in den Ort, um am Bahnhof die Abfahrtszeiten der kleinen Bimmelbahn nach Kalavrita (Zwischenstation Spileon Kloster) zu erkunden. Die Fahrt durch die Schlucht tags darauf... einfach super! In der Kirche in Kalavrita, wo uns der Pope in Deutsch ansprach, duftete es nach selbstgezogenen Bienenwachskerzen, von denen Marie und Gudrun dann auch jeder eine anzünden durften. Abends in Diakofto gesellte sich ein Bempflinger Busle samt Inhalt (Elke, Eberhard und Jannik Lehnholz-Wetzel) dann noch zu uns an die Kapelle und gemeinsam verbrachten wir einen netten red-weinseligen Abend.

Dienstag, der 18.05.93

Heute, nach dem Frühstück die weitere Route besprochen. Wir werden die Küstenautobahn zunächst in Richtung Korinth fahren und dann über Loutraki weiter zu einer im Womoführer als "Traumbucht" beschriebenen Stelle. Zur "Traumbucht" ging's steil bergab (zumindestens in dieser Hinsicht ließ der Womoführer nichts zu wünschen übrig). Insgesamt war die Bucht zwar sehr schön, angesichts der in sanften Wellen vor sich hindümpelnden Badelatschen, Shampooflaschen, Ölkanister... machte sich ob der Gedankenlosigkeit aber Ärger in uns breit. Ein Grummeln schien die aufziehenden dunklen Wolken zu begleiten. Barbara erkannte aber bald die wahre Ursache des "Donners". Zwei Dynamitfischer waren am Werk. Einer hielt auf einem Felsen Ausschau nach unliebsamen Gästen während der andere fischte. Uns beschäftigte den ganzen Abend, was sie mit solchen täten, und ob sie uns dazu zählten. Spät am Abend zeigten sich noch zwei Deutsche, die zu Fuß den Weg zur Bucht erkundeten. Sie kamen nicht mehr zurück, ein kluger Entschluss, wie sich tags darauf herausstellen sollte.

Mittwoch, der 19.05.93

Rückweg - es kam, wie wir es schon befürchtet hatten. Nach einigen hundert Metern war in einer engen, steilen Serpentine Ende der Reise. Unser Bulli verweigerte mit 1800 kg im 1. Gang die Weiterfahrt. Barbara und die Kinder kletterten aus dem Bus, während ich mit fliegender Kupplung und aufheulendem Motor Meter für Meter voranhoppelte. Zwischendurch verloren wir fast noch unser "Paulchen", das aus der Regenrinne gesprungen war. Zum Glück wurde es noch von dem am Dachgepäckträger befestigten Fahrradstahlseil gehalten. Unsere Weiterfahrt werden wir, laut Familienbeschluss, nur noch mit Hilfe unserer Griechenlandkarte planen! Der Schulz-Womoführer wird in die hinterste Ecke verbannt, oder evtl. verschenkt... lieber nicht, dass möchten wir niemandem antun!

Weiter ging's in Richtung Epidauros. Gudruns abschließender Kommentar nach der Besichtigung zu Epidauros lautete: "Wenn die da alles heil hätten und ein richtiges Theater(spiel) gezeigt hätten, hätte ich das aber besser gefunden!" Übernachtet auf einem Campingplatz am "Argolic"-Strand bei Drepano.

Donnerstag, der 20.05.93

Kurze Motorölkontrolle (0,4 l auf 1000 km). Später noch mit den Rädern nach Tolo zum Einkaufen, Geld tauschen und bummeln gefahren. In Drepano spontan mit Bernd, einem Radfahrer aus Düsseldorf, den wir morgens am Campingplatz schon kurz kennengelernt hatten, einen Grillabend verabredet. Es war interessant eine andere Art des Reisens kennenzulernen und von seinen Radfahrererfahrungen zu hören. Zusammen mit den Kindern suchte Theo passende Steine für unseren Grillrost, der sich prima bewährte. Bernds Beschreibung der Strecke nach Nafplion (12 km) half dann auch bei der Tagesplanung für den nächsten Tag.

Freitag, der 21.05.93

Kaffeerösterei - 11658 ByteSpät aufgestanden, danach mit den Rädern die 12 km nach Nafplion gefahren. Altstadtviertel von Nafplion angesehen. Zwischen den vielen Touri-Lokalen verstecken sich altertümliche Kaffeeröstereien, Nähgeschäfte, Friseurläden... idyllisch!!! Gegessen haben wir in einer Griechen-Kneipe, in der wir die "Speisen" durch Topfbesichtigung auswählten. Kalt, aber dafür teuer war's ... scheinbar sind die griechischen Preise schon auf Saison umgeschaltet. Der Rückweg war etwas anstrengend - Mariele hatte ihr Sonnencappy verklüngelt, war müde und nölig, und ist dann eingeschlafen. Ansonsten sind wir früh zu Bett.

Samstag, der 22.05.93

Heute besuchten wir den Markt von Argos, dem leider der Charme von Ana Kopanaki fehlt. Die Stadt ist groß, hektisch und nicht sehr schön, abgesehen von kleinen Parks, wo es sich unter Bäumen sehr gemütlich Eis schlabbern, Ouzo-"mezédes" (kleine leckere Appetithappen, je nachdem was der Markt gerade bietet wie z.B. Käsewürfel, Tomaten- und Gurkenscheiben, Scampi, Oliven, kleine Fische ...) und Amstel trinken lässt. Einen "fahrtüchtigen" Bus habe ich gesichtet... katastrophaler Zustand. Zurück ...... Elke und Eberhard kommen uns auf der Strandpromenade entgegen. Das kann kein Zufall mehr sein. Sie hatten gerade entschieden, diese Stätte zu verlassen, was sie angesichts unserer Anwesenheit natürlich ließen.

Sonntag, der 23.05.93

Der gestrige Abend war feucht schwäbisch. Wir haben uns entschlossen, alle noch einen Tag zu bleiben und heute abend ein Schwäbisch-Lexikon für Norddeutsche zu erstellen. Ansonsten wollen wir einen Null-Tag einlegen, um dann morgen früh in Richtung Githio loszukommen. Die drei "Kurzen" sind zwischendurch kaum noch zu bemerken. Sie schnappen sich Kindertisch und Stühle, um 100 m weiter ihr eigenes Frühstück zu zelebrieren oder eine Malorgie auszutragen.

Nachdem wir die Bempflinger nun etwas näher kennen, fragen wir uns, ob man Leute derselben Wellenlänge an Äußerlichkeiten erkennt. Abends gemütliche Runde, mit einer Einführung ins Schwäbische.

Kleines Schwäbisch Lexikon:

- Mir saget

Wir sagen

- I han in'nt Hos neigrollt

Ich hab in die Hose gepinkelt

- I han in'nt Hos neigestinkert

Ich hab in die Hose gemacht

- Heidenei wa henena ir dan?

Sag mal was habt ihr getan?

- Breschtlingsgsälzhäfele

Erdbeermarmeladenglas

- Geits ebbes z'esset?

Gibt's etwas zu essen?

- Heddet se mir a guck?

Hätten Sie eine Tüte für mich?

- gickle

a kloiner guck

- Weischt?

Weißt du?

- Mir ganget ins Nescht

Wir gehen ins Bett

- Moisch magsch Moscht?

... magst Wein?

Dienstag, der 25.05.93

Genau wie wir wollen Elke und Eberhard übers Gebirge in Richtung Githio weiterfahren. Wir verabreden uns in Leonidio, um ab dort gemeinsam den Pass (1213 m) in Angriff zu nehmen. Die Küstenstraße bis dorthin fährt jeder für sich, um Stress - "Warum hält denn der schon wieder?" - "Der vorige Strand war doch viel schöner!" - "Warum brettern die denn so?" etc. zu vermeiden. Gemächlich zockelten wir die Küste entlang...
Klostertreppe - 13362 Byte...treffen uns aber erst am Kloster Eloni, dass wie ein Schwalbennest am Berg klebt, wieder. Von den Nonnen werden unsere beiden Racker mit Süßigkeiten beschenkt, die sogar ihnen zu zuckerig waren! Toll war die kleine Kapelle des Klosters. Ein über und über mit Messingleuchtern und Kreuzen, Ikonen, Teppichen, Bienenwachskerzen etc. vollgestopfter, dunkler Raum... mit mystischer Atmosphäre... phantastisch! Nicht ganz so toll der hauseigene Müllberg direkt am Abhang.

Kafeunion - 12270 ByteErste Tropfen, begleitet von einem sich zuziehendem Himmel, kündigen ein Gewitter an. In Kosmas, einem kleinen Bergdorf, dessen platanenbestandener Dorfkirchplatz uns mit zwei-drei gemütlichen Tavernen zum Verweilen animiert, wollen wir das Gewitter abwarten. Kaum ausgestiegen, hagelt es fingernagelgroße Körner. Rasch suchen wir Unterschlupf im erstbesten Kafeunion. In heimeliger Atmosphäre des liebevoll "gestylten" Kafeunions schauen wir der Kaffeezubereitungsprozedur für die georderten Nescafés zu, während die Kinder ihr Eis verspeisen. Ein Blick durchs Fenster auf den langsam im Regen ertrinkenden Marktplatz auf dem unsere Busle stehen, ist ein Genuss für sich! Während wir gemeinsam beim Kaffee sitzen, schlägt prompt irgendwo ein Blitz ein und wir sitzen plötzlich im Dunkeln. Durch Galgenhumor versuchen wir uns und der Besitzerin die Angst vor Donner und Blitz zu nehmen. Nachdem die zerfetzte Glühbirne gewechselt ist, entschließen wir uns zu bleiben, um etwas zu essen. Die sich dauernd bekreuzigende Besitzerin ist sichtlich erleichtert bei diesem Wetter nicht allein zu sein.

Später dann noch nach Githio gefahren, wo wir dieses Jahr nicht am Wrack, sondern auf dem Campingplatz übernachteten.

Donnerstag, der 26.06.93

Bis wir alles aufgerödelt hatten, war's auch schon 11.15 Uhr. Von den Bempflingern verabschiedeten wir uns... Sie wollten die Mani umfahren, die Höhlen in Spileon Dirou besichtigen und evtl. Agios Nikolaos ansteuern. Die Straße in Richtung Agios Nikolaos war zu unserer Freude nicht mehr "in progress", sondern mit einem breiten Asphaltband versehen. Schon beim Runterfahren aus den Bergen fiel uns die gähnende Leere des Strandes von Agios Nikolaos auf. Am Platz angekommen, wussten wir dann auch warum... ein Graben den tamariskengesäumten Strand umgab, und die Haupteinfahrt war per Caterpillar zugeschüttet. (Später erfuhren wir, dass Pope und Bürgermeister dem überhandnehmenden, unerwünschten FKK-Treiben - Agios ist ein recht religiöser Ort - ein Ende machen wollten). Seelisch stellten wir uns auf eine Nacht allein, unmittelbar am Straßenrand von Agios Beach ein. Zugegeben ein etwas merkwürdiges Gefühl, zumal alle vier Womos, die noch erschienen, weiterfuhren. Am Strand war es jedoch umso schöner, da sich nur einige Griechen und Pensionsgäste die ganze Bucht teilten. Später tauchten dann doch tatsächlich noch die Bempflinger auf. Prophylaktisch hatte ich mit unserem Busle den schmalen Parkplatz bewusst zugeparkt, sodass wir gerade noch eine Miniwagenburg bauen konnten. Abends ging's noch auf einen Ouzo mezédes ins Dorf. Anderntags legten wir dann nach ausgiebigem Frühstück mit frischer Milch und Brot einen faulen Strandtag ein.

Freitag, der 28.05.93

Gegen 11.00 Uhr gemeinsam ins Dorf gefahren, um einzukaufen und auf dem Postamt Geld zu tauschen. Eberhard teilte brüderlich seinen Vorrat an ABC-Pflastern mit mir (Theo). Anschließend getrennt losgefahren, wir in Richtung Elea, Elke und Eberhard wollten nach Mistras "tote Steine" begucken. Vage abgemacht, uns evtl. in 3 Tagen in Methoni zu treffen. Ausnahmsweise fuhr Barbara, da ich mit ABC-Pflaster auf dem Beifahrersitz hockte und die aufkommende Wärme genoss. In Kiparissia waren die meisten Läden noch geschlossen. Glücklicherweise fanden wir noch eine offene Bäckerei, wo wir uns, da Elea ja keine Bäckerei hat, mit Brot für die nächsten zwei Tage eindeckten. In Elea düste ich (Theo) beherzt im 2. Gang flott durch eine Sandmulde, angedenk der festgefahrenen Womos vom letzten Jahr. Mit einem niederländischen "Platzhirsch", der unsere Staubfahne schluckte, gab's deswegen ein kurzes, unfreundliches Wortgefecht. Barbara, die meine Fahrkünste bemäkelte, konnte sich dann einige "klärende" Worte mit der etwas umgänglicheren niederländischen Nachbarin nicht verkneifen. Kurze Zeit später hatte unsere Vorhut vier ndl. "Hopjes-Koffie" Bonbons bei den Nachbarn abgestaubt und ein Sandförmchen krabbelnder, stinkender Mistkäfer gesammelt, auf die ich dann aufzupassen versprechen musste. Anderntags tauchten die freundlichen Holländer nach dem Frühstück auf, um uns mit Gemüse ihrer "zahlreichen griechischen Freunde hier" einzudecken. Im Gegenzug empfahlen wir unseren Geheimtipp Ana Kopanaki... Originalton des Niederländers: " Ach, Märkte haben wir hier schon so viele gesehen" (Samstag früh waren die beiden die ersten, die zum Markt fuhren... eine ihrer griechischen Freunde hatte ihnen von der besonderen Atmosphäre des kleinen Bergdorfmarktes erzählt). Bevor wir abends dann noch draußen in einer der beiden Tavernen bei Heineken und Ouzo unter grün-bunter Pflanzenpracht saßen, mussten wir noch Vorzelt etc. wieder abrödeln.

Sonntag, der 30.05.93

Bullipanorama - 15616 Byte"Ungefrühstückt" brachen wir auf, um in Ana Kopanaki gegrilltes Spanferkel (Kommentar unseres netten Niederländers: "Sie fangen aber früh mit dem Fleisch an!") mit frischem Brot und Fetablätterteig, den die Bäckersfrau unseren Kindern schenkte, zu frühstücken. Wir genossen es, über den Markt zu schlendern, reichlich Obst und Gemüse einzukaufen, zwei original russische (?) Baumwolltischdecken fürs Ökohaus zu erstehen und dem bunten Treiben vom Kafeunion bei Ouzo mezédes (zweites Frühstück) zuzusehen. Wir warteten natürlich bis Plätze vor unserer "Stammkneipe" freiwurden... kam voll gut. Nach kurzem Zwischenstop in Pylos ging's weiter nach Methoni, wo wir uns am Kinderspielplatz mit Eis verwöhnten, im Schatten der Tamarisken lagen, während unsere beiden Töchter das neue Karussell ausgiebig testeten. Da für die nächsten Tage Wildcamping angesagt war, bunkerten wir noch Wasser ... maximal load 50 Liter, plus 10 Liter Solardusche... Autarkie für maximal 3 Tage, wobei die Duscherei am meisten verschlingt. Vorbei am Campingplatz über 3-4 km teils bedrohlich schräger, stellenweise steiler Schotterpiste fuhren wir zu "unserer" Geheimbucht (steht noch in keinem Womoführer!). Zielstrebig steuerten wir den Platz vom Vorjahr an, wo wir uns trotz "Camping verboten"-Schild ganz allein in den Windschatten des meterhohen Schilfgürtels postierten. Kaum hatten wir unser Vorzelt aufgebaut, tauchte ein "Integrierter" auf. Die Frage: "Stört es Sie, wenn wir uns 50 m weiter weg hinstellen?" plättete uns... derlei Freundlichkeit widerfuhr uns zum ersten Mal. Die beiden erwiesen sich als langjährige, ergraute Womofans, die schon überall, Europa, Ostblock incl. Russland, Nordamerika, Nordafrika... und Australien, waren. Ein klein wenig arrogant erschienen uns die beiden allerdings schon. Ein netter Zug von ihnen war allerdings, die gesammelten "pro mobil" Zeitschriften der letzten drei Jahre bei uns zu entsorgen!

Montag, der 31.05.93

Martin, Martina und Robin, drei Pensionsgäste aus Methoni, versuchten am Strand, in sengender Hitze sitzend, einen Sonnenschirmersatz aus Schilf zu basteln. Der kräftige Wind blies die Konstruktion aber immer wieder um, weswegen wir unseren Sonnenschirm ausliehen. Martin hatte ein kleines Wellenreitbrett dabei, mit dem er unsere Bagage durchs Wasser zog... unsere Kinder waren völlig hin und weg und konnten nicht genug davon bekommen. Später saßen wir noch unterm Vorzelt, klönten ein wenig, wobei der sich dazugesellende Architekt den Kommunikationsfluss kurzzeitig störte. Plötzlich spitzten wir die Ohren, ein Bulligeräusch, die Bempflinger tuckerten den Schotterweg runter! Sie hatten am Abend zuvor versucht, uns zu finden, aber kurz vorm Ziel entnervt und verunsichert (hier ist Theo nie und nimmer runtergefahren) aufgegeben und mit schlechtem Gewissen auf dem Campingplatz übernachtet. Wir verbrachten drei Strandtage gemeinsam, mit Sandgebirge basteln... Am Donnerstag waren dann unsere Wasserreserven gleich null, und wir beschlossen, in Methoni noch in Nicos Taverne einzukehren, um dann in Richtung Elea durchzustarten. Elke und Barbara wieder zum Töpfegucken in die Küche. Es gab Kalamari, Oktopus... mmmmhh, Moussaka, griechischen Salat, patates, Bier, Fanta und Kaffee als krönenden Abschluss...super!!! Abgeschreckt durch die vielen Serpentinen der gebirgigen Strecke über Gargaliani, fuhren wir diesmal auf der Küstenstraße nach Elea. Dort suchten wir uns ein schattiges Plätzchen im Kiefernwald und verbrachten den Abend bei Ouzo mezédes im gemütlichen Gartenkafeunion. Während die Kinder sich im Kies suhlten, brachte uns Eberhard "Klimpimperle"* bei: "Kommando Klimpimperle: Kommando Doppelbock, Kommando Kant, Kommando flach, Klimpimperle"... haha, Barbara ausgeschieden!

* Einer führt das Kommando, d.h. er sagt an; die anderen machen ihm alles nach, jedoch nur, wenn er vor seine Befehle ein "Kommando" setzt. Folgende Kommandos gibt's:

- Kommando: flach, Rücken, Bock (Faust), Doppelbock (zwei Fäuste übereinander), Kant (Handkante auf den Tisch)

Der Kommandoführer selbst muss seine eigenen Befehle nicht ausführen, kann also dadurch zusätzlich Verwirrung stiften. Je schneller die Kommandos, desto besser!

Mittwoch, der 3.06.93

Heute ist bei Engbrink großer Waschtag und Bulli-Check angesagt, während bei den Lehnholz-Wetzels eine Haarschneideaktion läuft. Theo schmiert alle 16 Nippel unseres Busles ab, kontaktet Rück- und Bremslicht und versucht auch die Hupe wieder in Gang zu bekommen. Die Stranddusche danach kommt tierisch gut! Am Strand stürzten sich unsere beiden Racker gleich mutig in die Wellen, Mariele hat's auch prompt geschmissen. Nachmittags tauchte der Bürgermeister auf, um 400 Drachmen für die Nacht zu kassieren, was er alle 4-5 Tage machte... wir fanden's o.k.. Abends langes Hin und Her, ob noch zur Taverne oder nicht, weil Jannik eigentlich bettreif war. Eberhard hat ein "ernstes" Wort mit Jannik gesprochen, Wäscheklammern, Buntstift, Papier etc. eingepackt und auf zur Taverne. Die Kinder an einen Extratisch verbannt, konnten wir den Abend in relativer Ruhe genießen. Zurück am Bus entdeckte Eberhard dann einen Leuchtkäfer, den er irgendwie fangen konnte, und der allen, unterm Weinglas blinkend, vorgeführt wurde. Während ich mit den Kindern schon ins Bett krabbelte, stimmten die anderen unter Elkes Federführung noch ein Liedlein an.

Donnerstag - Samstag (4.06.-6.06.93)

Noch in Ruhe gefrühstückt, alles aufgerödelt und unser Klo schlechten Gewissens per Klappspaten entsorgt. Dabei entdeckte Barbara eine Landschildkröte (caretta, caretta), die von den Kindern gleich vereinnahmt wurde. Dann endgültiger...(?) Abschied von Eberhard, Elke und Jannik, deren Fähre sonntags fuhr. Zum Abschied funktionierte sogar die Hupe wieder. Wir brachen dann in Richtung Kilini auf, von wo wir mit der Fähre zur Insel Zakinthos wollten, nachdem wir im letzten Jahr auf Kefalonia waren. Wir hoffen einen möglichst ruhiges Strandplätzchen auf der gebirgigen Halbinsel Skopos zu finden. Doch dann... wir fassen es kaum... ab Argassi, 2 km südlich von Zakinthos, fängt "Neckermann City" an. Ein Touri-Shop reiht sich neben den anderen, 'zig "Rent a car, Motorcycle... Mountainbike" dazwischen. Wie Bienen ihren Stock umsurrten uns die Mietmofas. Unsere Hoffnung, einen etwas einsameren Strand zu finden, mussten wir uns schnell abschminken. Alle Strände waren mit festverankerten Sonnenschirmen (wegen der caretta caretta) und Liegestühlen gespickt und tagsüber von Pauschaltouris übervölkert. Landschaftlich sehr reizvoll sind die Strände dennoch, z.B. Geraki Beach mit wundervollem Ausblick aufs Cap und ausgewaschener Kalk-Schlucht. Da wir nun aber mal etwas gegen Sardinenstrände haben, fuhren wir weiter, die Laganas-Bucht entlang. Es wurde nur noch schlimmtouristischer, sodass wir entnervt den einzigen Campingplatz der Bucht ansteuerten. Alle Individualreisenden, die wir auf dem Campingplatz und in den nächsten Tagen ansprachen, sind einer Meinung... Zakynthos ist unsympathisch und teuer!

Kap Marathia - 12425 ByteAm nächsten Tag nach Keri, "einem kleinen abgelegenem Bergdorf... das noch viel Atmosphäre hat...." (Müller Verlag) gefahren. Die Bergdorfidylle bestand dann aus einem winzigen Dorfplatz, drum herum 3 plastikstuhlbestückte Tourikafeunions, die die im Halbstundentakt hereinwogenden Mofageschwader aufnahmen. Unser Fahrradausflug über Schotterpiste zum Leuchtturm am Kap Marathia, war dann aber super! Der Blick auf die steile Felsküste und in den Abgrund, den wir vier Hand in Hand an den Klippen stehend genossen, war angsteinflößend wundervoll!
Danach ging's quer über die Insel zum Campingplatz Lagana, wo wir Bernd, den Radfahrer aus Düsseldorf wiedertrafen und Karl, einen Motorradfahrer, kennenlernten. Karls Erfahrungen mit "Motorhomern"... immer wenn er sich einen schönen, ruhigen Platz ausgesucht hat, umzingeln ihn zunächst die "Motorhomer" (steht erst irgendwo einer, folgen schnell andere), um sich dann mittels ausgebreiteten grünen Plastikrasenimitaten, aufblasbaren Schlauchbooten, oder quergespannten Wäscheleinen auf die umliegenden Plätze auszubreiten. Danach kommt dann immer der obligatorische Bestechungs- bzw. Schönwetterversuch... "Wie wär's mit 'nem eisgekühlten Krombacher... noch von zuhause?".

Sonntag, der 7.06.93

Schiffswrack - 11719 ByteHeute steht die Besichtigung eines Schiffswracks ...an. Unterwegs toller Ausblick über die Ebene hinüber zum Vrachionas Gebirge. Ab Anafonitra 7 Km Schotterpiste bis zu einer kleinen Bucht mit Fischerbooten, wo man schon auf weitere Mitfahrer wartete, um zum Wrack zu tuckern. Auf dem Meer war es ziemlich windig und wir pflügten mit dem kleinen Boot durch riesengroße Wogen, wobei das Wasser spritzte. Marie und Gudrun hatten wir sicherheitshalber die Schwimmärmel angelegt. Vom Boot war die Steilküste mit ihren Riffen, Höhlen und dem glasklaren türkisblauem Wasser noch beeindruckender! Nach ca. einer halben Stunde erreichten wir die Bucht mit dem Schiffswrack, wo wir etwa 40-50 m vom Strand ankerten. Theo zögerte nicht lange und sprang kopfüber vom schwankenden Boot in die wogende Brandung... "erst ist's eiskalt... dann aber erinnert mich das Wasser an die Mirto-Beach der Insel Kefalonia (milchig trübes Wasser)... durch die hohen Wellen scheint es noch ewig weit bis zum Strand. Am Strand verstaue ich schnell eine kleine Sandprobe für unsere Gläschensammlung in meiner Badehose, und schwimme zurück zum Schiff, was gegen die Brandung viel schwieriger ist. Die immer nur kurz ins Wasser eintauchende Schiffsleiter zu erwischen verlangt Timing." Nicht gerade ermutigt von meiner Beschreibung springt Barbara ins Wasser und schwimmt zum Strand... "ich mache mir Gedanken wie ich gegen die Brandung zum Schiff zurückkommen soll... nur gut, dass ich Gudrun so oft erzählt habe, dass die Wellen tragen... ich lege mich auf den Rücken und glaube ganz fest daran!" Da die Kinder auch unbedingt ins Wasser wollten hievten wir sie kurzerhand über die Leiter zu Reimund ins Wasser, um sie nach 20 Sekunden wieder an Bord zu holen. Salzverkrustet tuckerten wir dann zurück, kraxelten mit unserem Bulli die Vrachionas-Gebirgskette (super Ausblick über die Insel) entlang, hinunter durch die Ebene zu unserem Campingplatz.

Montag, der 8.06.93

Nachdem wir uns von Bernd und Karl verabschiedet hatten erkundeten wir den Nordosten der Insel. Zunächst fuhren wir nach Volimes, ein kleines Dorf das von den in Reisebussen angekarrten Touristen lebt, die in die zahlreichen Läden entlang der Hauptstraße einfallen, um die dort feilgebotenen Webereien, Stickereien etc. zu kaufen. Die anbiedernde Art der einheimischen Frauen, die lächelnd, mit einladenden Handbewegungen vorbeifahrende Autos zum Anhalten auffordern, sehen wir in Griechenland erstmals. Wir verdrückten uns in den abgelegeneren Teil des Dorfes, wo wir in einem Kafeunion Eis und Nescafe, der dann ein schlechter "Frappe" wurde, bestellten. Weiter ging's nach Korithi, wo Fähren nach Kefalonia und Fischerboote zu den "Blauen Grotten" (sparen wir uns, haben wir im Bildband gesehen) abfuhren. Wegen der überzogenen Preise dort, rasch weiter nach Zakynthos, wo aber fast alle Läden geschlossen hatten. Kaum saß Barbara am Steuer, schon muckte das Auto... und auch der Beifahrer... blubb - blubb... kein Benzin mehr... "Frauen sind irgendwie doof und inkompetent!". Auf dem Campingplatz in Langanas war "unser" Platz besetzt, das Restaurant geschlossen... irgendwie nicht unser Tag heute!!! Abends waren die Kinder schon früh totmüde, sodass wir noch gemütlich im Licht unserer Petroleumlampe bei Bier und Chips vorm Bulli saßen.

Mittwoch, der 9.06.93

Heute morgen haben wir eine kleine Abschlussrechnung aufgestellt. Es sieht doch nicht so schlimm aus wie befürchtet. Dennoch schlagen Campingplätze, teurer Sprit und häufigeres Ausgehen kräftig zu Buche und machen den Urlaub ca. 800,- DM teurer als im letzten Jahr. Sprit und Fähre (insgesamt ca. 1800,- DM) machen weit mehr als die Hälfte der Gesamtkosten aus!
Vormittags dann noch ausgiebig den Schwimmingpool genossen. Zwei frustrierten Teenies, die per "last minit" einen Campingflug gebucht hatten, und total von den Preisen und dem Touristenrummel hier geschockt waren, mit Tipps versorgt. Die Überfahrt zum Pelepones verlebten wir gemeinsam mit Gunther, Ute (die unserem Tipp mit dem Mietmofa zum Schiffswrack zu fahren mit einer bösen Schürfwunde bezahlte) und ihren beiden Kindern. Am Strand von Loutra Kilini ist Theo dann noch mit Gudrun ins Meer, anschließend geduscht und gemeinsam etwas gegessen. Als sich der Parkplatz zusehends leerte, wurden wir doch ein wenig unsicher, ob wir nicht doch noch auf dem Campingplatz übernachten sollten, statt allein stehenzubleiben. Just in dem Moment tauchten Gunther und Ute auf, die uns zum 4-5 km entfernten"Robinson-Club-Strand" lotsten, selber aber noch kurz essen gingen. Kaum angekommen gibts Ehekrach bei den Engbrinks... vielleicht lag es an der Abschiedsatmosphäre?!

Donnerstag, der 10.06.93

Zum letzen Mal runter an den Strand und lange Zeit im Meer verbracht. Dabei amüsiert einen Typen beobachtet, der mit einer Art Unterwasserkettensäge (hörte sich an wie eine Kettensäge, hatte aber einen Propeller und Auspuffschnorchel) kreuz und quer durchs Wasser düste. Viel mit Ute gequatscht (ähnliche Probleme wie wir auch), da Gunther ewig lange unterwegs war, um "Champagnerhörnchen" etc. zu kaufen. Gegen 15.00 Uhr in Richtung Patras aufgebrochen, unterwegs "65"er Bulli entdeckt, bei dem die Amputation des Ausstellfensters wegen Muffensausen, verrosteter Schrauben und Zeitdruck leider ausfallen musste. "On deck" MdB 007 , Franz und...(Mitglied der Bullikartei, Mitgliedsnummer 007, Stammtisch Witten) getroffen, die mit ihrem kleinen 9 Monate altem Racker auf Jungfernfahrt waren. Abends im Self-Service Restaurant diniert... wo uns an der Kasse 400 Drachmen fehlten... "No Problem madam! Please sit down and eat, you can pay later!"... nett, oder?! Angesteckt von den vielen Leuten die kistenweise Ouzo, Metaxa etc. anschleppten, wollten wir vom restlichen Geld auch ne Flasche Ouzo kaufen... alles ratzeputz ausverkauft. Erst am anderen Morgen, als die Regale wieder voll waren, schlugen wir zu. Gudrun und Marie spielten viel mit Bianca und Claudia im Kinderspielzimmer der Erotokritos, wobei sie sich mit anderen Kindern um die Schaumstoffwürfel stritten und gebissen wurden. Ute und Barbara nahmen sich die fremden Kinder kurzerhand zur Brust, um ihnen eine Standpauke zu verabreichen. Beide Mütter sind dann auch noch in die Sauna, während die Kinder im salzwassergefüllten Kinderplanschbecken spielten. Nach dem üblichen Ausweiskontroll-Hick-Hack der italienischen Polizia auf die Autostrada. Kaum unterwegs, waren die Kinder ohne Abendbrot eingeschlafen, was uns in Anbetracht der nachmittags verputzten Kekse und Aktivitäten nicht verwunderte. Den Sonnenuntergang genossen wir noch gemeinsam, fuhren nonstop durch, wobei wir uns abwechselnd aufs Ohr legten. Kurz vorm Italienisch-Schweizerischem Grenzübergang gab's gegen 2.00 Uhr nachts ein Gewitter, dass Äste und Zweige auf die Autobahn fegte, denen Theo, aus einem Tunnel kommend, gerade noch ausweichen konnte. In Weil am Rhein wachten Barbara, Gudrun und Marie dann auf, während ich gerade mit duftenden Brötchen, frischer Milch, Aufschnitt etc. vom Frühstückseinkauf zurückkam. Wir kamen weiter gut durch und waren nach insgesamt ca. 20 Stunden gegen 16.00 Uhr in Münster.

© 02.04.2003 Theo und Barbara Engbrink