Land aus 1001 NachtMarokkobericht 1997 s.u.Marokkobericht 2005 siehe hier Erstmals soll es in diesem Jahr mit unserem "neuen" Womo auf größere Entdeckertour gehen. Als Reiseziel hatten wir uns zunächst grob Nordafrika auserkoren. Algerien, durch das Freunde in "grauer Vorzeit" mit ihrem T3-Synchro Richtung Westafrika gefahren waren, erschien uns zwar ausgesprochen interessant, schied aber wegen der noch stets brisanten innenpolitischen Lage leider aus. Tunesien und Lybien reizten uns landschaftlich weniger... Auf unserer Suche fiel unsere Wahl schließlich auf Marokko, das uns fährtechnisch unkompliziert und preiswert erreichbar, sowie landschaftlich sehr abwechslungsreich zu sein schien. Eingestimmt vom Zauber orientalischer Mitbringsel und den Reiseberichten einer Arbeitskollegin von Barbara, freuten wir uns auf Marokko. Marokkokarte bitte anklicken! _____ >>>(zur Reiseliteratur) Gronau-Algeciras/Ceuta/Martill
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Spritverbrauch: |
13 Liter/100 km |
Geschwindigkeit: | 120-130 kmH |
Ansonsten: | "Das Auto macht unten drunter ein merkwürdiges Geräusch." (Originalton Barbara) |
Wir besorgen uns ein Fährticket (H+R-Ticket ca. 470,- DM) und
reihen uns bei schwüler Hitze in die Warteschlange vor der "Punta
Europa" ein.
Außer uns steht nur noch ein weiteres Womo hier. Auf der Überfahrt
kommen wir dann mit den Kühns (Anne, Jürgen, Katharina,
Anna-Lena) ins Gespräch. Gemeinsam lassen wir die 2-stündige
Zoll-Prozedur über uns ergehen. Wir verzichten auf die freundlichen
in Djellabas gekleideten Touriführer, die einem bei den Zollformalitäten
behilflich sein wollen. Während Barbara sich in die Warteschlange
zum Abstempeln der Reisepässe einreiht, stelle ich mich einige
Schalter weiter an, um die Zollplakette und Formulare für die
Fahrzeugeinfuhr zu ergattern.
Wir schließen uns den Kühns (achtfache Marokkofahrer)
an und zockeln die 50 km gemeinsam zum Campingplatz in Martill. Ein
einfacher, staubiger, teilweise mülliger Platz erwartet uns.
Viele marokkanische Familien verbringen hier ihre Ferien. Zu den Stoßzeiten
tröpfelt es nur aus den Wasserkränen (Übernachtung
20 Dirham.).
Abends dann noch ins Restaurant "Granada", wo uns in orientalischer
Atmosphäre (Wandmosaike, Kelims...) ein Essen aus Tausend und
einer Nacht (Kartoffeln mit Zimt und Mandeln) erwartet. Zum Abschluss
der obligatorische Pfefferminztee.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz machen wir einen Umweg die Strandpromenade
entlang. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Ob gebrannte Maronen,
selbstgemachte Chips, geröstete Maiskolben, oder Zuckerwatte
im Licht einer Gaslaterne, frisches Lammfleisch, Hülsenfrüchte,
Badelatschen, un/getragene Polyesterklamotten ... alles ist zu haben!
Gegen 12.00 Uhr und bei inzwischen 30°C entschließen
wir uns gemeinsam mit den Kühns in Richtung Meknes - Zedernwälder
von Azrou aufzubrechen.
Unser erster Eindruck von Marokko, den wir auf dieser Strecke bekommen,
ist zwiespältig.
Zunächst geht es durch kahle Gegenden, um uns herum Staub, Sand,
Geröll... vorbei an einer offenen Müllkippe.
Der Wind treibt tausende von Plastiktüten dieser Deponie bis
weit ins Land. Ein leichter Fäkalgeruch liegt in der Luft.
Dann wird die Landschaft abwechslungsreicher, es geht durch bewaldetere,
grünere Gebiete.
Gegen 14.00 Uhr und bei schwitzigen 38°C legen wir eine Kaffeepause
in einem "Stammlokal" der Kühns ein. Bis Meknes sind es noch
170 km und etwa drei Stunden Fahrt. Uns Engbrink´s reicht diese Etappe
für heute. Wir wollen nur bis Meknes, statt noch weiter Richtung
Zedernwälder zu rauschen. Es folgt eine ausgiebige Diskussion
der Kühns, ob sie sich anschließen sollen. Jürgen
ist nur schwer zu überreden und erzählt Schauergeschichten:
"Der Campingplatz ist schwer zu finden - Motorrad-guides und inoffizielle
Führer/Schlepper lassen einen nicht unbehelligt."
Kurz vor Meknes fahren wir voraus, fragen den erstbesten Polizisten
nach dem Weg und stehen 10 Minuten später auf dem sehr schön
angelegten Campingplatz.
Nachdem wir geduscht und etwas gegessen haben brechen wir auf zur
Medina, ohne den schmollend zurückbleibenden Jürgen. Da
uns leider kein Führer anspricht, suchen wir den Weg zur Medina
selber. Es geht durch Rundbogentore, vorbei an mosaikverzierte Brunnen
und Eingänge des königlichem Palastes. Wir kommen gerade
richtig zum traumhaften Sonnenuntergang über dem Tor des Windes,
das am Ende einer 10 m breiten, von wuchtigen Lehmmauern umgebenen
Straße liegt.
Wir erkunden den Weg zu den Souk´s und gelangen zum überdachten
Marche Municipale. Ungestört durchstöbern wir den Markt
und bewundern die kunstvoll aufgetürmten Oliven und Datteln,
die angehäuften Gewürzpyramiden aus Paprika, Curry, ...
Dann erbarmt sich uns doch noch ein netter Marokkaner und schleppt
uns zu einem Gewürzstand im municipal market. Während ich
mich zurückhalte, schnuppern Barbara und die Kinder an Tagin-Gewürzen,
Safran, Weihrauch, ... und bewundern getrocknete Schildkröten,
Schlangen etc..
Problemlos verabschiedet sich Barbara mit "Wir sind alle müde".-
"OK - Vielleicht kommen wir morgen wieder?!"
Es ist nun schon spät, die Kinder werden langsam müde, sodass
wir uns auf den Rückweg machen. Sicherheitshalber fragen wir
einige Marokkaner nach dem kürzesten Weg zum Campingplatz. Da
dieser offensichtlich an einer unbeleuchteten Straße entlangführt,
was man uns nicht zumuten möchte, schicken sie uns jeweils in
unterschiedliche Richtungen.
Trotzig wählen wir die unbeleuchtete Version. Jugendliche, die
uns in einer dämmerig beleuchteten Straße begegnen, fragen
uns dann auch gleich: "Camping?!"
Es ist schon Mitternacht - "Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm..."
- als wir am Campingplatz ankommen.
Nachdem unsere gute Stimmung Jürgen aufgeweckt hat, Marie und
Theo todmüde ins Bett fallen, erzählen die anderen sich
noch bis 02.00 Uhr nachts Witze.
Am anderen Morgen starten die Kühn´s schon frühmorgens, während wir noch selig schlummern. Am Abend zuvor haben sie Barbara noch einen "Geheimtipp" verraten... Superbadebucht-Tipp (Immsouane).
Wir lassen es langsamer angehen und brechen erst mittags auf in Richtung
Fes. Unser Ziel ist der Campingplatz "Diamant Vert", etwa 6,5 km außerhalb
von Fes-Zentrum. An einem Ampelstop werden wir von einem Moped-guide
angesprochen, der seine Fremdenführerdienste anbietet. Wir lehnen
dankend ab und finden auch so den Weg.
Angesichts der Hitze hatten wir ursprünglich gedacht uns sogleich
in die Fluten des an den Campingplatz angeschlossenen Schwimmbades
zu stürzen. Leider müssen Barbara und ich dies aufgrund
von Montezuma´s Rache aber aufschieben.
Wir schlendern vorbei an der open-air Disco in Richtung Pool, wo jugendliche
Marrokaner gerade erste Karaoke-Gehversuche machen (Stöhn). Zumindest
Marie und Gudrun sollen noch kurz ins Wasser hüpfen. Kaum sind
die beiden drin, trillerpfeift ein marokkanischer Bademeister sie
heraus. Die Badezeit ist schon zu Ende und alles, was sich dem Wasser
nähert, wird herausgepfiffen! Für uns macht er jedoch eine
Touriausnahme und die beiden dürfen noch ein Viertelstündchen
planschen.
Die Nacht war nicht besonders, da dauernd Verkehrsstau auf dem Klo...
! Zum Frühstück Perenterol eingeschmissen - hoffentlich
hilfts!
Unsere französichen Nachbarn erzählen, wie sie tags zuvor
entnervt aufgegeben haben Fes auf eigene Faust zu erkunden. Nur mit
Führer sei man vor den inoffiziellen Guides sicher und könnte
das mittelalterliche Ambiente der Stadt genießen.
Da es am Campingplatz den deutschsprachigen Führer Abdelaziz
gibt, testen wir kurz seine Geschäftsbedingungen an. Hört
sich eigentlich ganz gut an! Abdelaziz will uns kein Programm oder
irgendwelche Geschäftsbesuche bei Verwandten aufdrängen.
Freundlichst gibt er uns sogar den "Kaktusfeigentip" gegen Durchfall.
Er verlangt 120 DH für eine vierstündige Führung, handeln
will er allerdings nicht, auch nicht als wir zum Schein erst einmal
weggehen, in der Hoffnung den Preis drücken zu können.
Wir beschließen erstmal unseren Durchfall auszukurieren, etwas
zu lesen, zu faulenzen und die Kinder planschen zu lassen.
Später ist Abdelaziz unauffindbar und wir dealen mit Raschid,
der französischsprachigen guide-Konkurrenz von Abdelaziz, für
70 DH die Besichtigungstour am folgendem Tag aus.
Buszubringer
Altstadt: Linie 17 vom Campingplatz bis Endstation Nouvelle Ville, dann
mit Bus 29 bis in die Altstadt (Endstation)... zurück rechtzeitig
von 29 auf 17 umsteigen!
Raschid nimmt uns die Parkplatzsuche am Rande der Altstadt und die
lautstarken Verhandlungen mit dem Parkwächter (5 DH reichen nicht
für so ein teures Auto!) ab. Er führt uns durchs Gäßchengewirr
der Altstadt, durch Souks die nach Handwerkszweigen aufgeteilt sind
und ins Gerberviertel. Gegen extra Eintritt dürfen wir hier den
barfüßig in Bottichen stehenden Marokkanern beim Bearbeiten
der Felle zusehen, die später zum Trocknen auf der Dachterasse
in die Sonne gelegt werden. Zum Schluß schleift uns Raschid
natürlich noch in den obligatorischen Teppichladen, den ohne
Teppich zu verlassen uns einige Mühe kostet. Völlig k.o.
sind wir froh nachmittags wieder im Trumle abhängen zu können.
Nachdem wir alles aufgerödelt und gemeinsam dem Pool einen letzten Besuch abgestattet haben, taucht Raschid nochmal auf, um ein Bierchen abzustauben. Völlig unbehelligt von sich anbiedernden guides schlendern wir bei einem Zwischenstop in Sefrou durch die Medina. Richtung Ifrane werden wir unterwegs mehrfach von Streckenposten der Polizei angehalten, wobei es ihnen mehr um Smaltalk als um eine Kontrolle geht. Unterwegs Pause am schön gelegenen See Dayet-Ifrah, einem kleinen Kratersee mit Schilf,Pappeln... den Kranichen zugesehen. Übernachtet auf dem Camping-Municipal in Ifrane.
Hinter Azrou fahren wir durch den Forést dé Cèdres (Zedernwald), entdecken mittendrin auf den Bäumen versteckt umherwuselnde Affen. Weiter gehts auf der S303 entlang eines oleanderumstandenen Tales zu den Sources de l'Oum er Rhia. Diese entspringen an zwei Stellen, einer als Wasserfall den Berg hinabrauschenden und einer sich weiter unten dazugesellenden aus dem Berg sprudelnden Quelle. Gemeinsam rauschen beide in einem tobendem kleinen Bach bergab... im Schatten eines der vielen schilfbedeckten Restaurants, direkt am tosenden Bach, machen wir es uns bei einer bachgekühlten Coca-Cola auf dicken Teppichen gemütlich.
Auf der weiteren Fahrt über Itzer nach Midelt wird die Teerstraße
zur Schotterpiste. Unterspülungen sind nur notdürftig repariert,
eine weggeschwemmte Betonbrücke durch eine abenteuerlich aussehende
Konstruktion ersetzt.
Nicht nur freundlich winkende Kinder, sondern auch ein Turnschuhwerfender
kleiner Marokkaner kreuzt unseren Weg.
In Midelt fahren wir auf den offensichtlich auch als Bauhof dienendem
Camping Municipal. Bei Africa Mineral, einem Mineralienhändler
erstehen wir einige Achate. Tee-zeremonientechnisch rüsten wir
uns noch mit einem feinzisellierten, 60 cm durchmessendem "Silbertablett"
aus, das wir später noch um eine Teekanne incl. Gläser erweitern.
Von orientalisch klingender Musik angelockt, kehren wir im Restaurant
Le Pin ein wo eine marokkanische Großfamilie Hochzeit feiert.
Wir überqueren den Hohen Atlas und schrauben uns von 1488 m.ü.d.M
(Midelt) hinunter in die Gorges du Ziz. Auf dem Weg vorbei am Stausee
Hassan Addakhil zeigt unser Thermomether mittags satte 41,5°C. Der
Fahrtwind bringt schon längst keine Abkühlung mehr, wir
fühlen uns eher wie geföhnt!
Die Einfahrt zum Campingplatz in Meski wirkt malerisch. Auf einem
palmengesäumten, staubigem Weg gelangt man entlang einer eingefassten
Quelle zum Campingplatz. Zunächst noch schmal, wird der kleine
aufgestaute Bachlauf zusehends breiter. Das Wasser ist kristallklar,
kalt und Fische tummeln sich darin. Gurgelnd schießt das Wasser
durch einen Überlauf, bevor es in einem von Dattelpalmen umstandenen
Naturpool fliest und dann zur Bewässerung auf die umliegenden
Felder geleitet wird.
Tagsüber herrscht hier drangvolles planschen der Marokkaner,
abends wird es zusehends leerer und ab Mitternacht bis frühmorgens
hat man das Becken ganz für sich allein.
Wir suchen für unser Trumle ein schattiges Plätzchen unter
Palmen, keine 50 Meter vom Mini-Souk des Campingplatzes entfernt und
nur wenige Meter bis zum Pool. Damit die überfreundlichen Souvenierhändler
die Touris nicht andauernd belagern ist ein Seil gespannt, hinter
dem symbolisch der Campingplatz liegt. Hier wird man in Ruhe gelassen,
nur wehe man verlässt die Tabu-Zone...
Folgende Taktik hat sich für uns bewährt: möglichst
lange mit dem ersten Besuch der Souvenierläden warten, nicht
sofort kaufen, auch wenn man sich unsterblich in etwas verguckt hat...
sondern wieder gehen!!! Man sollte zwar schon verhandeln, aber sich
nicht mit dem last price zufriedengeben. Zuletzt kann man in
die Verhandlungen noch Tauschgeschäfte mit einbeziehen...(gebrauchte
T-Shirts, Schuhe, Hosen, Kinderklamotten, Handtücher aber auch
Konserven etc.) die die Händler wiederum gegen Teppiche der Berber
tauschen.
Uns hat es jedenfalls viel Spaß gemacht mit den Händlern
in Meski zu feilschen und sie haben sicherlich dennoch ein gutes Geschäft
mit uns gemacht.
Allerdings dürfte diese Taktik im Herbst oder Frühjahr,
wenn geführte Womo-Touren hier einfallen, weniger erfolgreich
sein.
Montag unternimmt Barbara mit Fred und Kathrin, die mit ihrem BMW-Motorrad
unterwegs sind, einen Ausflug zur alten Kasbah. Ich entferne mich
vorsichtshalber nicht allzuweit vom Womoklo (die sanitären Anlagen
vom Campingplatz sind übrigens katastrophal!!!). Kaum sind die
drei ne dreiviertelstunde verschwunden zieht ein Sandsturm auf. Es
donnert und fängt an zu regnen. Auf dem hastig angetretenen Rückweg
peitscht dem Trio der Sand ins Gesicht, Barbara stolpert und knickt
dabei um. Die nächsten Tage verbringen wir damit Barbaras Fuß
mobilattechnisch zu versorgen, ihn zu tapen, ihr eine Solardusche
zu basteln und sie zum Pool zu tragen.
Marie, die nach dem Sandsturm ihre Schwimmflügel vermisst, nutzt
die Zeit um mit Fred, Kathrin und mir ihre Schwimmkünste zu verbessern...klappt
schon prima, nur ein wenig Ausdauer fehlt ihr noch.
Mittags los. Ursprünglich wollten wir hinter Erfoud eine Dünenfahrt auf ner Sandpiste zur Wüstenoase von Merzouga machen. Angesichts der bereits frühmorgens heftigen Temperaturen (10.15 Uhr schon 32,5°C - tagsüber ansteigend bis auf weit über 40°C), aufkommender Sandstürme und unserer lädierten Verfassung düsen wir jedoch gleich Richtung Todra-Tal weiter. Ein grünes Band schlängelt sich entlang des Qued Todra Flusses, geprägt vom Oasenfeldbau mit seinen weitverzweigten Kanälen, die die Felder bewässern. Die Nacht verbringen wir irgendwo hinter Tinerhir auf dem palmenumstandenen Campingplatz Source des poissons sacris im Todra-Tal. Neben einem plätscherndem, kristalklarem Bächlein genießen wir unter sternenklarem Himmel, bei geöffneten Luken, die sich langsam abkühlende Nacht... Auf die lästigen Fliegen, die bereits beim ersten Sonnenstrahl wieder aktiv sind, könnten wir zur Not verzichten!
Heute fahren wir das Dades-Tal hinauf, vorbei an einigen wunderschönen Kasbahs, bis nach ca. 30 km die Teerstraße endet. Fährt man noch ein paar km auf einer steilen Schotterpiste weiter, enge Serpentinen hinauf, hat man einen tollen Ausblick hinunter in die Dades-Schlucht. Auf unserem Rückweg machen wir in der Mittagshitze eine Teepause im Hotel Le vieux Chateau und kaufen an einem der zahlreichen Straßenstände bunte Kopftücher für die Kids.
Enttäuscht vom öde aussehenden und verlassenen Campingplatz in Quazazate tuckern wir das Dra-Tal Richtung Süden. Es geht durch eine wild zerklüftete Canyonlandschaft hinunter nach Agdz, wo es laut Reiseführer einen Campingplatz mit Zisternen-Pool geben soll. Der verschafft uns zwar vorübergehend Abkühlung, zurück im Womo ist es allerdings unerträglich warm. Lautes Hundegebell und der Ruf des Muezzim bringen uns Nachts um den Schlaf. Zu allem Überfluß bekommt Gudrun nachts Durchfall und muß sich übergeben. Wir entschließen uns zügig zur Küste nach Imsouane zu fahren, wo die Temperaturen wesentlich angenehmer sind und wir die Kühns besuchen wollen.
Gegen Mittag (nur noch 28°C!) kommen wir in Taliouine an, wo wir
die Auberge Soukthana (Därr S.705) ansteuern. Wir werfen einen
Blick auf Restaurant und kleinem Garten, sichten begeistert den Mini-Pool
und bleiben. Während unsere Tagine "specialité-maison"
unserem alles verschlingendem Hunger entgegengaart, nutzen wir die
Gelegenheit zum erstem erfrischenden Bad. Sogar Gudi (Brot- und Hühnerbrühengestärkt)
rafft sich auf. Ne Dreiviertelstunde später holt uns die Köchin
aus dem Wasser... im Garten unter Feigenbäumen hat sie für
uns gedeckt. Salat, Kräuter-Dreiecke, Tagine, Reis und Kartoffeln...
mmhhh lecker! Zum Nachtisch gibts Melone... danach Siesta...
Nachmittags erneut gepoolt und ins Dorf zur Kooperative Safran kaufen.
Da das "merkwürdige Geräusch untenherum" immer lauter
geworden ist, sieht Theo nach... der Auspuff ist durchgebrochen! Ahmed,
der Besitzer des Hotels, verspricht mit uns zu einem Auspuffspezialisten
zu fahren... später!!!. Erst muss Barbara und dann die Kinder
ne Partie Boule mit ihm spielen.
Heute früh nimmt uns Ahmed mit zu seinem Auspuffspezialisten...
vor einer zur Einraumwerkstatt umfunktionierten Garage ohne Grube
halten wir. Wir haben Glück, der Chef ist zuhause... mit Sonnenbrille
bewaffnet, den Schweißbrenner gezückt legt der Marokkaner
sich unters Auto. Sein Gehilfe, ein etwa zwölfjähriger Junge,
dengelt ihm auf Zuruf passende Metallstreifen, die er anschweißt.
Dem etwas besorgt dreinschauenden Theo versichert Ahmed er soll sich
keine Sorgen machen, es würd schon werden. Ganze 60 DH (12,-DM)
kostet uns der Spaß... daheim rüstet Daimler-Chrysler auf
unsere Reklamation hin einen neuen Auspuff mit zusätzlicher dritter
Halterung (inzwischen Serie) kostenlos nach.
Gegen 14.00 Uhr verabschieden wir uns von Ahmed und fahren nach Taraudannt.
Dort angekommen schlendern wir durch Berber-Markt und Souk, kaufen
Gewürze und einen Tagine-Topf ein. In einem Cafe, wo wir Brochettes,
Pommes und Cola verspeisen, vergessen wir unseren Rucksack, den uns
aber der Besitzer laut rufend hinterherträgt!
Immsouane macht auf uns nicht gerade den Eindruck eines verträumten
Fischerdorfes. Der Ort, insbesondere der Hafen ist eine einzige Baustelle.
Japaner bauen für ihre Fischfangflotte den Hafen aus. Auf einer Wiese
campen einige Rucksackis. Ein ausgetrockneter Brunnen dort ist bereits
bis zur Hälfte mit Abfall gefüllt. Von Jürgen, Anne, Katharina,
Anna-Lena ist weit und breit nichts zu sehen... dann tauchen sie plötzlich
auf... sie kommen gerade vom Strand. Auch sie sind von der Wandlung ihres
Traumdorfes enttäuscht, haben aber Unterschlupf bei Charlotte und
Abdelaziz mit deren Kinder Mariam und Karim, einem deutsch-marokkanischen
Pärchen, gefunden. Jede Ferien sind sie hier, haben ein Gelände
mit ner hohen Mauer umzäunt und ein schon fast fertiggestelltes Hotel
darauf gebaut. Wir sind freundlich eingeladen neben dem Womo der Kühns
im Schatten einiger Eukalytusbäume zu parken. Die Kinder sind happy,
zu sechst erkunden sie das Gelände... plötzlich panisches Kindergeschrei.
Ins Womo der Kühns, wo Marie, Anna-Lena und Katharina gerade spielen,
ist ein armdicker, vom Wind abgebrochener Eukalytusast durchs Dach eingeschlagen.
Marie stürtzt in unser Womo, mir in die Arme, während ich gerade
den Abwasch erledige. Barbara und Anne eilen herbei und beruhigen die
schockierte Anne und Kati.
Zur Feier, dass letztendlich alle diesen Vorfall so unbeschadet überstanden
haben, schlachtet Abdelaziz ein kleines Wildschein. Wir steuern Wein und
ein Fläschchen Sekt zur Grillfete bei.
Anderntags, die Kinder können es kaum glauben, scheint das kleine
Ferkel auferstanden zu sein... ein Freund von Abdelaziz, dem Abdelaziz
tags zuvor das Zwillingsferkel schenkte, hat es in den Stall zurückgebracht,
da es ihm zu beißwütig war.
Anderntags unternehmen wir alle gemeinsam einen mehrstündigen Ausflug zum Strand. Im Schlepptau der Kühns gehts etwa eine dreiviertelstunde teilweise über die Klippen und am Sandstrand entlang, bis wir zu Kühns Traumplatz kommen. Für uns unterscheidet sich der Strandabschnitt zwar nicht sonderlich von vorhergehenden, zumal rumliegender Müll auch hier den Genuß etwas trübt. Wegen der auflaufenden Flut müssen wir laut Kühns darauf achten, rechtzeitig zurückzukehren... wir starten allerdings etwas zu spät. Einige Strandabschnitte sind bereits knie- bis hüfttief überspült. Mit ungutem Gefühl waten wir durchs Wasser, streckenweise bleibt uns einige Klippenkletterei nicht erspart. Den Kindern machts zwar nichts aus, nur Barbaras lädierter Fuß ist nicht begeistert.
Mittags verabschieden wir uns von allen und düsen nach Essouira. Der Ort kommt uns vor wie ein touristischer Bienenstock. Die ganze Stadt gleicht einem riesigen Touri-Kaufhaus. Busseweise drängeln sich angekarrte Touris aus dem nahen Agadir durch die engen, idyllischen Alstadtgassen und Läden... auf der Jagd nach Urlaubsdevotionalien...Tonwaren, Holzarbeiten, Lederwaren, Teppiche etc..
Neben den normalen Fischverkäufern gibt es am Hafen auch einige touristisch orientierte Fischstände, wo man sich setzen und die frisch gegrillten Fische bei Petroleumlicht gleich verzehren kann. Uns hat es zuvor aber schon in einen kleinen und wesentlich preiswerteren Stehimbiss irgendwo im Souk verschlagen,... reichlich und lecker... Anschließend kleine Sandküchlein und puddinggefüllte Leckereien von der Patisserie probiert. Irgendwann geraten auch wir in einen Kaufrausch angesichts des Überangebots an Lederpuschen, Safi-Tellern, Thuja-Holzschnitzereien... und kaufen Barbara einen marokkanisch folkloristischen Rock mit kleinen eigenähten Spiegelchen... Auf dem Rückweg zum Bus entdecken wir das Hotel Riad, werfen einen Blick hinein und sind so begeistert vom geschmackvollen Ambiente, dass wir für morgen Abend einen Tisch reservieren.
Morgens noch ein bischen in der Medina gebummelt, den weiteren Tag mit Lesen und Gammeln verbracht. Abends dann für unsere Verhältnisse relativ schnieke zum Hotel Riad. Die Atmösphäre im offenen Innenhof des Hotels unter Palmen bei life-Musik ist einfach genial. Wir sitzen an ausgesprochen schönen Mosaiktischchen, genießen unser Mehrgänge-Menü und ziehen uns danach auf schwere Divans zu einem Kaffee/Espresso zurück. Bevor wir gehen, erkundigen wir uns beim Geschäftsführer noch nach der Adresse wo man die Tischchen bekommt... liegt auf unserem Weg!!!
Marrakesch war zunächst eine einzige Sucherei. Der Laden an
der route de casablanca, wo wir uns Mosaiktische wie wir sie
im Riad gesehen hatten ansehen wollten, hatte natürlich wegen
Urlaub geschlossen. Gegenüber gabs zwar einen weiteren Laden,
die Motive der Mosaiktische waren allerdings nicht unbedingt unser
Ding. Der Inhaber gab uns eine weitere Adresse eines Betriebes der
sich auf Mosaiken spezialisiert hatte (Vorort von Marakesch), bei
der wir mal vorbeischauen könnten. Nach einer stundenlangen Odyssee,
bei der wir viele freundliche Marokkaner nach dem Weg fragten, brachte
uns schließlich jemand mit dem Fahrrad ans Ziel. Wir landen
in einer Werkstatt, dürfen uns ansehen wie dort aus großen
farbigen Fliesen kleine Mosaiksteinchen verschiedenster Form kunstvoll
herausgehämmert werden. Diese werden dann auf dem Werkstattboden
zu einem Mosaik zusammengesetzt und in Beton gegossen. Stolz zeigt
der nur radebrechend französisch sprechende Besitzer uns Fotos
von prunkvoll ausgestatteten Badezimmern, Pools... öffentlichen
Brunnenanlagen, Moscheen.
Leider fertigt er nur auf Bestellung (14 Tage für ein Tischchen).
Mit seiner Visitenkarte versehen verabschieden wir uns feundlichst.
Der Camping Municipal in Marrakesch ist geschlossen, so fahren wir erstmal Richtung Djemaa el Fnaa-Platz. Hinter der Koutouba-Moschee, unweit des Djemaa el Fnaa-Platzes, finden wir einen auch nachts bewachten Busparkplatz, auf den wir uns stellen. Unser Deal mit dem Parkplatzwächter: gegen 20,- DH (ca. 3,50 DM pro Tag) und will er unser Trumle wie seinen Augapfel hüten... aber nur, wenn wir unseren Kühlschrank noch um eine Dose Bier erleichtern. Es dämmert bereits, als wir uns zum Djemaa el Fna-Platz aufmachen. Hier ist mittlerweile "tierisch" was los. Menschenmassen drängen sich um Schlangenbeschwörer, Gaukler, Glücksspieler, Tanz- und Musikantengruppen oder an den Tischen verlockend aussehender, orientalisch anmutender Fressbuden. Im Schein der Petroleumlampen streifen wir noch bis gegen Mitternacht über den Platz. Wir sehen zu, wie sich Touris ihre Hände mit Henna bemalen lassen, essen Couscous... trinken frischgepressten O-Saft. Todmüde fallen wir ins Bett.
Heute wollen wir die Souks erkunden, in der Hoffnung auch den ein oder anderen Tisch zu erspähen. Leider sind wir durch die gesehenen Tische, was das Design des Mosaiks betrifft, etwas verwöhnt. Kreuz und quer laufen wir bei unserer Jagd durch die Souks... dummerweise haben wir, im Nachhinein betrachtet, dabei keine Augen mehr für die wunderschönen metallenen Lampenschirme und Windlichter im Metallsouk. Schließlich finden wir einen 90 cm durchmessendes Tischchen... 1800 DH - zuviel! Eine Feilscherei ohne Ende, bei der ich (Theo) den weglaufenden, abwinkenden Diabolo spiele, beginnt. Wir einigen uns auf 1150 DH, wobei der Verkäufer den Transport der schweren Tischplatte incl. Untergestell per Handkarren zum Womo bezahlt. Die in Wellpappe eingepackte Tischplatte passt so gerade in die Trittstufe neben den Beifahrersitz, das Gestell auf den Fahrradträger. Danach nochmal... "Ali Baba - gucken! Kost nix!"... zurück in den Souk.
Auf der Suche nach dem Office de Tourisme in Rabat übersehe
ich ein Verkehrsschild (wenden verboten) und gerate prompt in eine
Polizeikontrolle. Der Motorradbulle gibt sich zunächst schikanös,
faselt etwas von "fracture de tribunal a la duane"... taut dann aber
allmählich auf, zerreißt unser Ticket und entschuldigt
sich???
Endlich angelangt ist das Touri-Büro geschlossen. Nach kurzem
Bummel durch die Souks fahren wir noch zum außerhalb der Medina
liegenden Wahrzeichen Rabats, dem Hassanturm. Wir sind fasziniert
von den prachtvollen Mosaiken der Brunnenanlage und der Architektur
des Mausoleum Mohammed V. - beeindruckend! Übernachtet in Salé
auf dem Camping Plage de Salé.
In Asilah steuern wir den Campingplatz Sahara an, ein schnuckeliger Platz unter Eukalytusbäumen ;-( direkt am Strand, wo wir den Tag ruhig angehen lassen und relaxen.
Die Küstenstraße nach Ceuta ist landschaftlich sehr reizvoll.
Rückreise in drei Etappen: bis Madrid, bis Paris, Gronau.